Bilder des Ostens

relations docking tour 01

Zum Abschluss der vierjährigen vom Kulturstiftungsprojekt relations initiierten intensiven Zusammenarbeit zwischen Künstlern, Theoretikern, Publizisten und Kuratoren aus dem östlichen Europa mit ihren deutschen Kollegen hat relations gemeinsam mit beier+wellach die „Bilder des Ostens – relations docking tour“ entwickelt. Das interdisziplinäre Veranstaltungsprogramm am schauspielhannover, dem Deutschen Schauspielhaus in Hamburg und dem Schauspiel Frankfurt ließ Kunst, Text und Musik aus dem östlichen Europa auf deutsche Realitäten treffen.

Als Störfaktor im öffentlichen Raum dockte ein 6 Meter langer Überseecontainer einen Tag vor den Veranstaltungen an die Kulturhäuser an. Bestückt mit Multimediatechnik, Satellitenantennen, übertrug der Container über eine Medienwand mit 15 Monitoren „Realitäten“ direkt aus dem Alltag in Chisinâu, Sofia, Pristina, Sarajevo, Warschau, Zagreb und Ljubljana in den öffentlichen Raum. Der Container sendete das Tagesprogramm der jeweiligen Nationalsender, die Nachrichtensendungen, das Kinderprogramm, die Werbeblöcke. Unterbrochen wurden die nationalen Medienoberflächen durch Steady-Cam-Alltagsbeobachtungen von charakteristischen Plätzen der jeweiligen Stadt, produziert von Künstlern aus den relations-Projekten und montiert und arrangiert von beier+wellach. Dokumentarische Echtzeit-Bilder und Medienphantasien koexistierten und verschwanden wieder, eines nach dem anderen. Auf diese Weise erhielten Besucher und Passanten in aller Unaufgeregtheit einen Einblick in die „national-typischen“ Oberflächen der sieben Städte.

Stromkabel zum Foyer des Veranstaltungshauses versorgten den Container mit Elektrizität und wiesen den Passanten darüber hinaus den Weg zu der von beier+wellach gestalteten „relations-Lounge“. Dort vermittelten Mediatools in der Gesamtschau ein Portrait der verschiedenen Kunst- und Kulturszenen der Länder: In den Videoportraits „Gesichter Europas“ der Journalistin Sibylle Dahrendorf erzählen zehn Künstler und Wissenschaftler ihre ganz persönliche relations Geschichte. An Audiostationen konnten zudem die vom Stadtsoziologen und Publizisten Klaus Ronneberger zusammengestellte sozial- und kulturwissenschaftliche Informationen aus dem relations-Buch Sprung in die Stadt zu den Ländern Moldau, Bulgarien, Kosovo (Serbien Montenegro), Bosnien und Herzegowina, Kroatien, Slowenien und Polen abgerufen werden.

 

 

Kategorie Künstlerische Interventionen im öffentlichen Raum; Rauminstallationen; Veranstaltungsreihe

Auftraggeber relations e.V., Berlin

ZeitraumLeistungserbringung: 2006
Dauer: Oktober - November 2006

Ort schauspielhannover, 
Deutsches Schauspielhaus Hamburg, 
Schauspiel Frankfurt

Produktionid3d-berlin gmbh 

LeistungenCo-Konzeption, dramaturgische Gestaltung, Idee und Gestaltung von Container, Medienwand und Lounge


 

Reaktionen

„Die Verschiebung ist nur minimal, und doch ist sie entscheidend. Auf der Grenze zwischen Straße und Fußweg, über den Bordsteinrand hinweg ist der „relations“-Container installiert, aus dessen Inneren unzählige Fernsehbilder Osteuropas flimmern. Weil seine Position die klaren Regeln des Stadtraums durchbricht und Widerständigkeit demonstriert, ist er für Kunstvereinsleiter Stefan Berg erstes Indiz der Grenzüberschreitung, die das „relations“-Projekt „Bilder des Ostens“ auf verschiedenen Ebenen wagt.“
Hannoversche Allgemeine Zeitung, 09.10.2006

„Der Blick auf die 15 Oberflächen führt zu Tiefenwirkungen, erzeugt durch die Alltagserfahrung und die kulturelle Produktion osteuropäischer Künstler.“
Die Welt, 17.10.2006

„(...) eher Auftakt als das Ende eines Kulturtransfers (...)“
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 04.11.2006