Alles Geschichte?

Linksextremismus in Deutschland heute

Die Gedenkstätte im ehemaligen Stasi-Gefängnis Berlin-Hohenschönhausen möchte dazu anregen, sich neben der DDR-Vergangenheit auch mit neuen Formen des Linksextremismus auseinanderzusetzen. Zu diesem Zweck bietet sie spezielle Seminare und Workshops für Schüler an. Unter Einsatz moderner Medien sollen sich diese mit Ideologie, Strukturen und Aktionsformen des Linksextremismus befassen.

beier+wellach projekte entwickelte in enger Zusammenarbeit mit der Pädagogischen Arbeitsstelle der Gedenkstätte ein didaktisches Vermittlungs-und Inhaltskonzept für die Workshops und Seminare. Integraler Bestandteil der Seminare ist eine Tablet-PC-Anwendung. Dabei griff beier+wellach projekte auf Erfahrungen beim Einsatz von Tablet PCs in der außerschulischen Lehre zurück, die sie gemeinsam mit der Gedenkstätte bei der Durchführung des Modellprojektes „Geschichte zum Anfassen“ gesammelt hatten.

Ziel ist es, durch die Möglichkeiten der Multi-Touch-Technologie einen interaktiven und eigenständigen Zugang zu Originalquellen zu ermöglichen.

In Gruppen sollen die Schüler in eigens entwickelten Lernpfaden (ähnlich einer App) nur mit Hilfe von Quellenmaterial Fragestellungen zum Linksextremismus lösen. Neben den Quellen zum Anfassen stehen ihnen Sachtexte sowie Aussagen von Experten und Zeitzeugen zur Verfügung. Durch diesen multiperspektivischen Ansatz erhalten die Schüler einen Blick hinter die Quellen, sind aufgefordert selbstständig Zusammenhänge herzustellen und Antworten zu finden.

Das Modellprojekt wird gefördert vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend im Rahmen des Bundesprogramms "INITIATIVE DEMOKRATIE STÄRKEN".

Grundlagenseminar

Linksextremismus – Was ist das?
Das Grundlagenseminar bietet eine Einführung in den Linksextremismus. Es beschäftigt sich mit seinen historischen Wurzeln, ideologischen Strömungen und aktuellen Erscheinungsformen. Am Ende soll eine Definition erarbeitet werden, die deutlich macht, wo berechtigte Kritik in politischen Extremismus umschlägt.
 

Vertiefungseinheiten

Der Kommunismus – eine gute Idee?
Das Seminar setzt sich mit den theoretischen Grundlagen der kommunistischen Ideologie auseinander. Anhand von Originalschriften von Karl Marx und anderen Theoretikern sollen die Teilnehmer die Frage beantworten, ob die marxistische Ideologie ihren eigenen Ansprüchen gerecht wird, ob sie noch zeitgemäß ist und inwieweit die Praxis des totalitären Kommunismus bereits darin angelegt ist.

„Fight capitalism“ – leben ohne Marktwirtschaft?
Linksextreme eint das Ziel, den „Kapitalismus“ zu überwinden. Aber was bedeutet das in der Praxis? Und stimmt es, dass für die meisten Probleme der Gegenwart die Marktwirtschaft verantwortlich ist? Die Teilnehmer setzen sich mit linksextremer Kapitalismuskritik auseinander, denken die dahinter liegenden theoretischen Konzepte zu Ende und befassen sich mit den praktischen Erfahrungen sozialistischer Planwirtschaft.

„Revolutionäre Gewalt“ – ein Weg zu einer besseren Gesellschaft?
Seit Karl Marx halten Linksextreme Gewalt für ein sinnvolles Mittel der Politik. Die Teilnehmer befassen sich mit Formen politisch motivierter Kriminalität und ihrer Rechtfertigung – vom Terrorismus der Rote Armee Fraktion (RAF) bis zur Gewalt militanter Autonomer. Sie sollen dabei die Frage beantworten, ob Gewalt tatsächlich zu einer besseren Gesellschaft führen kann.

„Antifa heißt Angriff“ – mit Gewalt gegen Rechtsextremismus?
Der „Kampf gegen Rechts“ zählt zu den Hauptaktionsfeldern linksextremer Gruppierungen. An vorderster Front stehen Antifa-Gruppen mit einer hohen Anzahl gewaltbereiter Anhänger sowie orthodoxe Kommunisten. Ihr erklärtes Feindbild ist der „Kapitalismus“, weil dieser für den „Faschismus“ verantwortlich sei. Das rechtfertigt aus ihrer Sicht auch militantes Vorgehen gegen Polizeibeamte. In diesem Workshop werden Theorie und Praxis der „Antifaschistischen Aktion“ sowie die Antifa-Bündnispolitik hinterfragt.

DIE LINKE – eine extremistische Partei?
Die Partei DIE LINKE will ihrem Programm zufolge den Kapitalismus überwinden und den demokratischen Sozialismus erreichen. Zugleich lehnt sie es ab, die DDR als Unrechtsstaat zu kennzeichnen. Das Seminar setzt sich mit Geschichte, Ideologie, Strukturen und Personal der LINKEN auseinander. Die Teilnehmer sollen sich dabei selber eine Meinung bilden, ob die Partei – ganz oder teilweise – linksextremistisch ist.

„Bomben bauen, Waffen klauen“ – mit Musik gegen die Demokratie?
Songs aus dem linken Spektrum kennt fast jeder Jugendliche. Doch die Bedeutung linksextremer Musik als Agitations- und Werbemittel wird kaum wahrgenommen. Anhand ausgewählter Songtexte und weiterer Materialien wird die Frage diskutiert, ob linksextreme Musik als Aufruf zur Gewalt und als Angriff auf die Demokratie zu verstehen ist.

Linksextremismus in Deutschland – Zeitzeugen berichten
Nichts ist so spannend wie die Begegnung mit Zeitzeugen. Opfer, Polizisten und Aussteiger berichten von ihren persönlichen Erfahrungen mit dem linksextremen Milieu. Die Teilnehmer haben die Möglichkeit, gezielt Nachfragen zu stellen. Ein abstraktes Thema wird dadurch lebendig, die Auseinandersetzung damit besonders nachhaltig.

 

 

Kategorie Bildungsprojekt

Auftraggeber Stiftung Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen, Berlin

Zeitraum Leistungserbringung: 2011 - 2012
Eröffnung: Juli 2012

LeistungenDidaktisches Vermittlungs- und Inhaltskonzept, Grafik- und Medienkonzept, Konzeption iPad-Anwendung, Text-, Bild- und Medienredaktion
Ausarbeitung Förderantrag