Neukonzeption Dauerausstellung Zeppelin Museum Friedrichshafen

Kunst und Technik / Technik und Kunst:
Schnittstellen und Überschneidungen

15 Jahre nach der Eröffnung wurde das Zeppelin Museum Friedrichshafen in einem vierjährigen Prozess neukonzipiert und -gestaltet. beier+wellach projekte begleitete die einzelnen Schritte und beriet bei der Neuausrichtung.

Konzeptionelles Ziel war es zum Einen, die Entwicklung der Dauerausstellung von einer Sammlungspräsentation zu einer Themenausstellung mit einer breiteren Agenda und einem hohen didaktisch-interaktiven Gehalt möglich zu machen. Zum Anderen sollten die Unterzeile „Technik und Kunst“ der international bekannten Marke „Zeppelin Museum“ als Alleinstellungsmerkmal ernst genommen, offensiv kommuniziert und durch die Ausstellungspraxis zur Diskussion gestellt werden. Bewusst wurden Schnittstellen und Überschneidungen zwischen diesen beiden Bereichen gefunden. 

In vier Bauabschnitten wurde die Neukonzeption in das Haus implementiert. Das Zeppelin Museum wurde für die Umsetzung der Neugestaltung nicht geschlossen.

Gemeinsam mit dem Zeppelin Museum Friedrichshafen erarbeitete beier+wellach die Neukonzeption und -gestaltung der gesamten Dauerausstellung sowie die Entwicklung der interaktiven und medialen Vermittlungsebenen.

Teil II
Zeppelin Wunderkammer
Schiame de dirigibili

Nachdem das Zeppelin Museum im ersten Jahr einen neuen Medienraum eröffnete, folgte im zweiten Schritt in 2011 die Einrichtung der „Wunderkammer“, einem kleinen Kabinett zur Welt der Zeppeline. Das Zeppelin Museum Friedrichshafen besitzt die weltweit größte Sammlung zur Geschichte der Luftschifffahrt, weit mehr Objekte, als im Museum jemals ausgestellt werden könnten. Die Zeppelin Wunderkammer gibt nun den Blick frei auf einen ganz speziellen Teil dieser Sammlung: Die ausgestellten Exponate sind Zeugen der Verehrung des Grafen Zeppelin und der Begeisterung für seine Luftschiffe.

Inspiriert durch die Sammlerkabinette des 17. Jahrhunderts versammelt die Zeppelin Wunderkammer auf 24qm über 350 Exponate – Münzen, Porzellan, Postbelege, Blechspielzeug und Zeppelin-Nippes aller Art. Ein stetiger Farbwechsel verzaubert den Raum und taucht die Exponate in immer wieder neue Atmosphären. Mittels verspiegelter Decken- und Wandelemente betreten die Besucher einen Kosmos, in dem die Raumdimensionen aufgelöst sind. Eine eigens hierfür entwickelte iPad-Anwendung lässt die Vitrinen durchlässig werden und gibt ausgewählte Exponate zur Untersuchung frei. Die Wunderwelt der berühmten Zeppeline aus Friedrichshafen wird in diesem Raum wieder lebendig.

Mit der Installation „Sciame de dirigibili“ (Zeppelinschwärme) des mexikanischen Künstlers Héctor Zamora in der Sheddachhalle konnte im gleichen Jahr zudem ein organischerer Übergang von der Technikabteilung in die Kunstabteilung geschaffen werden.

Teil III
LZ 129 Hindenburg - Luxusliner der Lüfte
Technik und Kunst - ein besonderes Museum

Pünktlich zum 75. Jahrestag der Hindenburg-Katastrophe eröffnete in 2012 Teil III der Neukonzeption. Im Fokus steht die neue erzählerische Einbindung des Herzstücks der Zeppelinabteilung – der Rekonstruktion von Teilen der LZ 129 Hindenburg, dem „Luxusliner der Lüfte“. Neben dem Luftschiff als technischem „Wunderwerk“ wird in der Zeppelinhalle des Museums auch das Sujet der Reise damit thematisiert. In der „Frachtstraße“ unter der Rekonstruktion empfangen die ehemaligen Passagiere die Besucher. Die große Fahrt mit der LZ 129 wird somit plastisch und die Besucher werden zu Mitreisenden. Innerhalb der Rekonstruktion werden zudem neue Räume „hinter den Kulissen“ erschlossen, in denen die Besucher Einblick in den Arbeitsalltag des Bordpersonals erhalten. Gerade die Menschen hinter der Technik sollen hier ihre Geschichte erzählen.

Parallel entstand ein neuer Bereich, der mit einem Rückblick zu den Wurzeln des Zeppelin Museums der Frage nach dem Zusammenspiel von Technik und Kunst innerhalb des Museums nachgeht. Die Geschichte des Museums wird im Spiegel der Gesellschafts- und Stadtgeschichte Friedrichshafens bis ins 19. Jahrhundert zurückverfolgt. Exponate, ein Stammbaum sowie das Modell „Stadt am See“ im Jahre 2050 schlagen den Bogen von der Vergangenheit in die Zukunft. Eine Multitouchstation ermöglicht anhand des Modells eine virtuelle und interaktive Zeitreise durch die Museums- und Stadtgeschichte.

Teil IV
Auftrieb, Antrieb, Aerodynamik - Giganten in Bewegung
Mensch und Technik | Mensch und Natur

Mit der Eröffnung des Bereichs „Auftrieb, Antrieb, Aerodynamik – Giganten in Bewegung“ in 2013 wurde den Besuchern die Kunst des Fliegens leichter als Luft endlich auch in einem Interaktivbereich ganz handgreiflich zugänglich gemacht. Die ganze Familie ist eingeladen, mit Aerodynamik, Aufstieg oder Navigation zu experimentieren. Und das alles im Angesicht der herausragenden Exponate aus der technischen Sammlung des Zeppelin Museums – Luftschifftechnik zum Selbstentdecken.

Die beiden parallel eröffneten Themenbereiche der Kunstabteilung „Mensch und Technik | Mensch und Natur“ zeigen ausgewählte Werke aus der Kunstsammlung des Hauses erstmals seit Beginn der Neukonzeption in einem neuen kuratorischen Gesicht. Thematisiert wird die wechselseitige Beziehung zwischen Mensch, Technik und Natur. Werke von Otto Dix vom Beginn des 20. Jahrhunderts, von Andreas Feininger oder Olaf Nicolai werden für die Besucher kuratorisch und didaktisch eingeordnet ohne sie jedoch zu überlagern. Das Zeppelin Museum reiht sich damit ein in die aktuellen Versuche vieler Kunstmuseen, Werke offen zu kontextualisieren und Hintergründe für Laien verstehbar zu machen.

Teil V
Geschichte der Luftschiffe                                                                    Mensch und Glaube

Der im Juni 2014 fertig gestellte Bauabschnitt befasst sich mit dem erzählerischen Kern der neuen Dauerausstellung: die Geschichte der Luftschiffe. Ausgehend von den historischen Fakten und den Legenden stellt sich die Frage nach der Bedeutung des Phänomens Luftschiff in der heutigen Zeit. Dabei spielt nicht nur die „reale“ Entwicklung der Luftschiffe von 1783 bis heute und die damit verbundene Zeppelin-Konzerngeschichte eine Rolle. Der Rundgang eröffnet vielmehr einen Blick auf „unmögliche“, nie gebaute oder „fantastische“ Luftschiffe und fordert die Besucher auf, ihre eigene Vision in die Ausstellung einzubringen.

Zudem komplettiert „Mensch und Glauben“ im Bereich Kunst die im Vorjahr eröffneten Themenbereiche „Mensch und Technik“ sowie „Mensch und Natur“.

Reaktionen

"Mit der Neukonzeption [hat] das Museum (...) ein gänzlich neues Museumserlebnis geschaffen." mehr
Schwäbische Zeitung, 05.05.2012

"Ein Museum, in dem man alles anfassen darf, was nicht hinter Glas ist. Wo man ungestraft jeden Knopf drücken und an jeder Kurbel drehen darf. (…) Ein Museum, in dem Eltern ihren Kindern keine Antwort schuldig bleiben, weil alle Fakten nur einen Blick oder Klick entfernt sind." mehr
Südkurier, 18.04.2013

"Zeppelin-Technik zum Anfassen, Technik die begreifbar, vor allem auch für junge und kleine Museumsbesucher auf Augenhöhe ist." mehr
Schwäbische Zeitung, 18.04.2013

"Erstmals gibt es jetzt im Museum einen Raum, in dem die Technik und Funktion der Luftschiffe und die physikalischen Grundlagen des Fliegens anhand von Experimenten und Modellen anschaulich erklärt werden. (...) Das Spezielle am Experimentierraum des Zeppelin Museums ist, dass die Experimentierstationen und Versuche im Zusammenhang mit historischen Original-Funktionsexponaten präsentiert werden. Die Vertiefungsebenen bis hin zur Fachinformation in der Medienstation machen das Erfassen eines Themas auf unterschiedlichem Niveau möglich."
Voralberger Nachrichten, 18.04.2013

„Das Zeppelin-Museum macht mit seiner neuen Dauerausstellung die Geschichte der Luftschifffahrt noch anschaulicher als bisher. Technik wird eingebettet in den damaligen Alltag. Hierzu gewinnen die Besucher in der „Hindenburg“-Rekonstruktion in einem (...) neuen Raum Einblicke, die nicht einmal die damals Reisenden bekamen (...)." mehr
Südkurier, 05.05.2012

"Mit der „Wunderkammer“ (...) will man im Zeppelin-Museum auf eindrucksvolle Weise zeigen, dass ein Museum eben nicht nur ein von Informationen überhäufter, trockener Ort sein muss, sondern dass es durchaus möglich ist, auch alte Themen lebendig und interessant zu gestalten."
Südkurier, 19.04.2011

„Nicht nur ein besucherfreundliches Museum, sondern ein Museum der Besucher“ zu sein, dieser Herausforderung stellt sich das Zeppelin-Museum mit Engagement. (...) Mitmachstationen sollen für eigenes Erleben sorgen – so sieht es die Neukonzeption vor, die bis 2014 schrittweise vollzogen werden soll. (...) Dass die bisher eingeleiteten Maßnahmen bereits Früchte getragen haben, die sich auch an steigenden Besucherzahlen zeigen, wird von Verwaltung und Gemeinderat anerkannt.“
Südkurier, 20.04.2011
 

KategorieDauerausstellung

Auftraggeber Zeppelin Museum Friedrichshafen GmbH

Zeitraum Leistungserbringung: 2010 - 2014
Eröffnung 1. Bauabschnitt: 20. April 2011
Eröffnung 2. Bauabschnitt: 06. Mai 2012
Eröffnung 3. Bauabschnitt: 18. April 2013
Eröffnung 4. Bauabschnitt: 05. Juni 2014

Ort/Größe Zeppelin Museum Friedrichshafen / ca. 2.800 qm

LeistungenBeratung Neukonzeption inkl. didaktisches Vermittlungskonzept, dramaturgische und raumbildnerische Gestaltung, Grafik- und Lichtkonzept, Konzeption iPad/iPhone-Anwendung inkl. Redaktionsberatung, Ausstellungsplanung

Produktionid3d-berlin, Berlin