Brehms Welt

Tiere und Menschen

Brehms Welt im thüringischen Renthendorf erinnert an Leben und Werk zweier bedeutender deutscher Naturforscher: Alfred Edmund Brehm, den berühmten Autor von „Brehms Tierleben“, und dessen Vater Christian Ludwig Brehm, den „Vogelpastor“ und Mitbegründer der europäischen Vogelkunde.

Nach Sanierung und denkmalgerechter Renovierung des historischen Wohnhauses der Familie Brehm wird in einer neuen Dauerausstellung unter dem Titel „Brehms Welt – Tiere und Menschen“ künftig die Beziehung zwischen Mensch und Tier neu verhandelt. Anhand von Fragestellungen über das Verhältnis von Mensch und Tier sollen in den einzelnen Themenräumen Entwicklungen aufgezeigt werden, die ihre Ursprünge im 19. Jahrhundert haben und uns heute sowie in Zukunft beschäftigen. Ziel ist es stets, die kulturgeschichtliche Bedeutung der beiden Naturforscher erlebbar zu machen und ihr Erbe in die Gegenwart und Zukunft zu tragen.

Mit unserem dramaturgisch-raumbildnerischen Zugriff wollen wir den Ort verlebendigen und unterschiedlichster Erzähldramaturgien und Thementiefen einweben, ohne dabei den Originalschauplatz zu überformen. Dabei beziehen interaktive und partizipative Elemente die Besucher mit ein in die Lebens- und Forschungswelt der Brehms.

beier+wellach projekte als Projektleitung entwickelt die dramaturgische und raumbildnerische Gestaltung, das Grafik-, Licht-, Medien- und Interaktivkonzept und übernimmt die Planung sowie als Generalübernehmer die Umsetzung der Ausstellung.  

Auszüge aus der Laudatio zur Verleihung des Museumspreis 2022 der Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen

...Es ist nicht leicht, in solchen Räumen ein zeitgemäßes Museum einzurichten. Die Räume sind klein und eng. Die Niedlichkeit des Biedermeiers verführerisch. Dem Gestaltungsbüro beier-wellach projekte aus Berlin ist es gemeinsam mit dem Ausstellungskurator Philipp Bürger aus Köln in hervorragender Weise gelungen, eine Ausstellung zu entwickeln, die das historische Setting respektiert und zugleich moderne Ansprüche an eine Museumsausstellung befriedigt...

... Auf Basis der Biographien der beiden Brehms und ihres Nachlasses stellt das Museum das Verhältnis von Tier und Mensch in den Mittelpunkt. Damit hat es einen kongenialen Ansatzpunkt gefunden, um die Museumserzählung in Gegenwart und Zukunft fortzuschreiben und Bezüge in die Lebenswelten der Besuchenden zu finden. Die Ausstellung ist thematisch, nicht biographisch aufgebaut. „Tiere und Menschen. Eine alte Beziehung neu verhandelt“, „Tiere lieben: Die Brehms und ihre Haustiere“, „Brehms Tierleben: Vom Bücherregal ins Vorabendprogramm“ sind einige Beispiele für die thematischen Ausstellungsräume. Der inhaltlichen Ausrichtung gelingt es dabei, aus der Situation des 19. Jahrhunderts heraus den Gästen von heute Angebote zum Nachdenken über die eigene Position oder Situation zu machen...

...Besonders beeindruckt hat mich dabei der Besuch in Brehms Küche. Hier begegnen wir Singvögeln als Delikatesse. Anfang des 19. Jahrhundert eine Selbstverständlichkeit. Uns erscheint es heute unvorstellbar, Sperlinge oder Drosseln zu essen, oder sie zu fangen. Doch der Fang von Singvögeln ist erst seit 1979 in den meisten europäischen Ländern verboten. Im Hause Brehm war die Ambivalenz im Umgang mit Singvögeln präsent. So waren Stieglitze beliebte Haustiere und Speisevögel zugleich. Und wie ist es eigentlich heute um unser Verhältnis zu Hühnern bestellt?...

...Die Ausstellung zeichnet sich durch einen wohlüberlegten Einsatz von Medien und Angeboten zur Interaktion aus. Eine umfassende Museums-App Brehms-HÖR-Welt führt die Besuchenden durch die Ausstellung. Über die APP können beispielsweise die Singstimmen der präparierten Vögel, die in einer Großvitrine ausstellt sind, abgehört werden...

...Historische Objekte werden von Filmen und Animationen begleitet. So tritt uns in einer Inszenierung Alfred Brehm selbst entgegen. Filmausschnitte thematisieren Vogelhalter:innen in der Gegenwart…

...Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht: Welchen Winkel von Brehms Welt ich mir auch erschließe, ich kann nicht umhin, beeindruckt zu sein. Beeindruckt davon, mit welcher Selbstverständlichkeit hier in einer ländlichen Region der „state of the art“ der Museumsarbeit zu erleben ist…

Die Laudatio hielt Anja Schaluschke, Direktorin und ständige Vertreterin des Kurators der Museumsstiftung Museum für Kommunikation Berlin und der Museumsstiftung Post und Kommunikation.
 

Kategorie Museum

Auftraggeber Zweckverband Brehm-Gedenkstätte

Zeitraum Leistungserbringung: Dezember 2018 – August 2020
Eröffnung: 29. August 2020

Ort/Größe Brehm-Gedenkstätte, Renthendorf / ca. 250 qm

Leistungen Projektleitung, dramaturgische und raumbildnerische Gestaltung, Grafik-, A/V-, Licht- und Medien-konzeption, Ausstellungsplanung, Produktion, multimedialer Ausstellungsguide, Begleitheft

PreiseMuseumspreis 2022 der Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen